Nichtwahl in Heimatverein-Vorstand: AfD-Bezirksrat wendet sich mit offenen Brief an Landrat

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Rund fünf Millionen Bürger wählten bei der Bundestagswahl 2021 die AfD. Satte 11 % der Wähler in Schwaben wollten sich bei der Bezirkswahl 2018 durch die patriotisch-freiheitliche Partei repräsentiert sehen. Eine demokratische Teilhabe wird den Vertretern dieser Wählergruppe aber oftmals verwehrt. Ein jüngstes Beispiel ist die Nichtwahl von Frank Skipiol in den Vorstand des Heimatvereins des Landkreises Augsburg. Skipiol, Bezirksrat der AfD in Schwaben, war auf die Bitte von Martin Sailer (CSU), Landrat des Kreises Augsburg, auf einer Veranstaltung des Heimatvereins erschienen, da die Neuwahl des Vorstands anstand. Hier ist es üblich, dass je ein Vertreter pro Fraktion als Beisitzer gewählt wird. Bei der Wahl wurde der Lokalpolitiker schließlich von den Mitgliedern aufgrund seiner Zugehörigkeit zur AfD abgelehnt. Skipiol spricht nun gegenüber ALLGÄU-SCHWABEN-DIREKT von einem „Skandal“ und einem „Schlag ins Gesicht“ der AfD-Wähler. In einem offenen Brief, den wir im Folgenden ungekürzt veröffentlichen, wendet sich der Betroffene an Landrat Sailer und Kreisheimatpflegerin Claudia Ried:

Sehr geehrter Hr. Landrat Sailer, sehr geehrte Fr. Ried, 

im Nachgang zur heutigen Wahl des Heimatvereins des Lk. Augsburg noch ein paar Worte. Ich bin nun seit fast 30 Jahren im Staatsdienst für den Freistaat Bayern tätig. Auch war ich 20 Jahre ehrenamtlich bei der freiwilligen Feuerwehr und arbeite seit ein paar Jahren fast jeden Samstag 8 Stunden ehrenamtlich in einem nichtstaatlichen Museum für Technik- und Zeitgeschichte. Hier wird meine Mitarbeit sehr geschätzt. Die Wahl heute hat mir persönlich gezeigt, wie mittlerweile tief gespalten unsere Gesellschaft ist. Gesellschaftliche oder politische Gruppen vertreten nun mal unterschiedliche Meinungen, was zu einer Demokratie dazugehört. Wenn nun eine Gruppe davon ausgeschlossen wird, dann kann aus einer Debattenkultur schnell eine Feindbildkultur werden. Menschen mit vermeintlich anderer Meinung werden kategorisch abgelehnt. Wenn also ein Heimatverein einen politischen Vertreter der knapp 10 Prozent der Wählerschaft vertritt ausschließt, nur weil diese Wählerschaft ihrer Ansicht nach die „falsche Partei“ gewählt haben, dann läuft etwas ziemlich schief. Gerade ein Heimatverein sollte politisch neutral agieren. Wenn in einem Verein Personen wegen ihrer politischen Ausrichtung abgelehnt werden, sollten sich die Mitglieder im Verein grundsätzlich fragen, ob der Verein so noch bestehen darf. Hier wurde aus meiner Sicht heute klar eine rote Linie überschritten. Ich persönlich kann mit diesem Ergebnis leben, jedoch ist es für die knapp 10 Prozent Bürger die die AfD gewählt haben ein harter Schlag ins Gesicht! Ich wurde von Hr. Landrat Sailer persönlich gebeten, das Amt des Beisitzers stellvertretend für unsere Fraktion zu übernehmen. Auf eine Mitarbeit hätte ich mich sehr gefreut.  Andererseits bin ich aber dann doch froh darüber nicht gewählt worden zu sein, wenn die Mitglieder so engstirnig und demokratiefeindlich eingestellt sind. 

Trotz allem können Sie persönlich weiterhin auf mein Engagement zählen. Sie können diesen Brief auch gerne veröffentlichen.


Mit freundlichen Grüßen
Ihr Frank Skipiol 

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